Viele Läden kühlen vor allem mit Umluft-Klimaanlagen. Das kann die Verbreitung der Coronaviren begünstigen.

 

Die populären Umluft-Klimaanlagen sind ein Problem – wegen des Coronavirus. Sie saugen die Raumluft an und blasen sie gekühlt wieder aus. Im Raum zirkuliert also immer dieselbe Luft. In geschlossenen Räumen mit mehreren Personen und ohne Frischluftzufuhr erhöht das das Risiko einer Corona-Ansteckung durch Aerosole, so Walter Zingg, Spezialist für Infektionsprävention und Spitalhygiene am Unispital Genf. Hinzu kommt: «Ein Umluft-Klimagerät, welches die Luft nicht reinigt und eher austrocknet, welches die Luft dazu noch kühlt – das sind alles Faktoren, die eine Aerosol-Übertragung noch begünstigen.» 

Auch das Bundesamt für Gesundheit sagt, Klimaanlagen sollten für einen guten Schutz gegen Viren mit einer hohen Frischluftwechselrate und möglichst geringem Umluftanteil betrieben werden. Deshalb empfiehlt auch der Schweizerische Gebäudetechnikverband Suissetec seit dem Lockdown seinen Mitgliedern, Umluft-Klimageräte nicht mehr zu betreiben.

Ungesunde Klimageräte laufen überall

Wie sieht es aber in der Praxis aus? Werden die Empfehlung von Suissetec in den Läden tatsächlich umgesetzt, um Kundinnen und Kunden und insbesondere das Personal zu schützen? «Kassensturz» besuchte zusammen mit dem unabhängigen Lüftungsexperten Christian Stäuble verschiedene Geschäfte und Supermärkte in der Schweiz. Der Spezialist begutachtete jeweils das Lüftungssystem.

Was er bei der Stichprobe beobachtete, ist besorgniserregend: 100 Prozent reine Frischluft gibt es in keinem der besuchten Geschäfte. Im Gegenteil: Alle werden mit Umluft-Anlagen klimatisiert, die Luft wird gar nicht oder nur wenig gefiltert, der Frischluftanteil ist minimal. Christian Stäuble ist überrascht: «Klar, diese Umluft-Geräte bestehen schon länger und in dieser kurzen Zeit konnte man nichts machen. Trotzdem ist beunruhigend, dass sie immer noch überall in Betrieb sind.»

Die Geschäfte und Supermärkte schreiben «Kassensturz», man habe gute Schutzkonzepte und halte sich an die geltenden gesetzlichen Vorgaben. Ansteckungen über Aerosole in den Geschäften seien bisher keine bekannt. Und auch die Apotheke betont: Bis heute habe sich niemand der Mitarbeitenden angesteckt. Eine Ansteckung durch Coronaviren über die Luft scheine hier unwahrscheinlich.

 
 



Gefahr wäre mit einfachen Massnahmen einzudämmen

Dennoch: Bessere und saubere Luft in Läden und allgemein in geschlossenen Räumen wäre möglich. Die Gefahr einer Ansteckung könnte man mit einfachen Massnahmen eindämmen. Zum Beispiel mit einem UV-C Gerät. Es funktioniert ebenfalls nach dem Umluftprinzip, hat aber einen entscheidenden Zusatz. Lüftungsexperten Christian Stäuble erklärt: «Die angesogene Luft strömt über spezielle Röhren, welche im Nanobereich Wellen aussenden. Diese töten Viren und Bakterien ab.» Die Luft strömt so gesäubert wieder in den Raum.

Walter Zingg, Mitglied Task Force Covid-19, bestätigt die Wirksamkeit dieser Röhren: «Der UV-C-Mechanismus für das Abtöten von Bakterien und Viren ist erprobt. Es gibt genügend Studien, welche in Laboruntersuchungen bewiesen haben, dass dies nützt. Das ist kein Hokuspokus.» Kommt hinzu: Auch in bestehende Lüftungsanlagen könnte man solche UV-C-Röhren nachrüsten. Relativ einfach und kostengünstig.

Doch die Geschäfte sehen keinen Handlungsbedarf. Noch nicht. Dabei wäre jetzt noch genügend Zeit, vor der nächsten Grippesaison.



Quelle: Kassensturz, publiziert am 25.08.2020

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